Wasserkraftwerke werden in der Regel an Seen und Flüssen durch die Errichtung von Stauanlagen betrieben. Eine andere Art von Wasserkraftwerk ist das Gezeitenkraftwerk. Die Gezeitenkraftwerke nutzen die Kraft aus dem Tidenhub (Hoch- und Niedrigwasser bei Flut und Ebbe) zur Stromerzeugung. Dabei wird die natürliche Bewegung der Meeresströmung während der Tiden durch Stauung geringfügig gebremst, um für die Turbinen die gestaute Wasserkraft zu nutzen und elektrische Energie zu produzieren.
Für Gezeitenkraftwerke gibt es allerdings nur eine begrenzte Anzahl von möglichen Standorten. Zumeist kommen nur Meeresbuchten oder große Flussmündungen in Betracht, in denen regelmäßig ein sehr hoher Tidenhub vorherrscht. So wurde das zurzeit größte Gezeitenkraftwerk 1966 im französischen Rance in Betrieb genommen, wo der Tidenhub durchschnittlich zwölf Meter beträgt, oft sogar noch darüber liegt. Das Kraftwerk dient der Stromproduktion von jährlich circa 600 GWh und wirkt auch als Pumpspeicherwerk. Die Eigenschaft eines Pumpspeicherwerks kann faktisch jedes Gezeitenkraftwerk erfüllen, da überschüssiger Strom anderer Produzenten für den Antrieb genutzt werden kann, beim Rückfluss wieder zusätzlicher Strom erzeugt wird.
Gezeitenkraftwerke sind allerdings nicht frei von Kritik. Der ökologische Einfluss auf die Fauna und Flora ist nicht vollends absehbar. Von dem Bau eines großen Gezeitenkraftwerks in den USA wurde so erst einmal Abstand genommen, da Auswirkungen auf die Tiden anderenorts nicht auszuschließen waren. Hinzu kommt, dass die Effektivität von Gezeitenkraftwerken im Vergleich zu anderen erneuerbaren Energien verhältnismäßig gering ist. Investitionen und Stromproduktion stehen somit in keinem ausgewogenen Verhältnis zueinander. Für die globale Stromerzeugung dürfte diese Technik eine eher unbedeutende Rolle spielen.
Weniger folgenreich und dafür Erfolg versprechender sind Meeresströmungskraftwerke. Hier wird kein Stauwerk errichtet. Vielmehr stehen die Turbinen, wie bei heutigen Windkraftwerken, frei in der Strömung an Masten. So kann die natürliche Meeresströmung für die Stromproduktion genutzt ohne nennenswerten ökologischen Schaden zu verursachen. Sehr verbreitet sind allerdings auch diese Typen von Kraftwerken noch nicht im Einsatz.
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